Die feine Turracher Art

Mitten in den Nockbergen: Sich einfach mal verwöhnen lassen

Mit Taschentüchern, Sekt und Süßem "bewaffnet" ist der Pistenbutler einfach der perfekte Begleiter.

Es war eiskalt in der letzten Nacht – das Thermometer sank auf minus 20 Grad, selbst in der Früh war es noch frostig. Im Laufe des Vormittags zog der Nebel dann nach oben und die ganze Luft bildete Eiskristalle, die überall herumschwebten – mitten in diesem Wintermärchen ist Elmar pünktlich zur Stelle, wenn der Lift aufsperrt. Man würde ihn ja fast als „Mädchen für alles“ bezeichnen, allerdings ist er dafür viel zu sehr Gentleman. Oft trifft man ihn – den Pistenbutler – auf der Talstation der Kornockbahn, wo er im Wohnzimmer zwischen bequemen Sofas, jausnend pausierenden Skifahrern und dem wärmenden Kamin Nachschub an Sekt, Saft, frischen Äpfeln, Taschentüchern oder Traubenzucker holt – denn was braucht der Skifahrer von heute denn für kleine Aufmerksamkeiten, die ihm den Skitag versüßen? Genau diese!

In Action 

Die Nacht war wie beschrieben besonders kalt und aus Bequemlichkeit hat die Autorin dieser Zeilen ihre Skischuhe im Auto gelassen. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen würde. Als es nämlich heißt: Es geht nun mit Elmar, dem Pistenbutler, über die Pisten der Turracher, war die Aufregung groß, die Skischuhe allerdings scheinen nicht mehr die richtige Größe zu haben, denn die Füße wollen einfach nicht hinein. Wie eine von Aschenputtels Stiefschwestern versuche ich mich in die frostigen, steifen Schuhe zu zwängen, was aber einfach nicht gelingt. Nach 15 Minuten Mühe und der Kälte trotzenden Schweißausbrüchen resigniere ich und betrete das Wohnzimmer mit gesenktem Kopf. Ich muss mir zusätzlich zu den Skiern und Stöcken auch noch Skischuhe ausborgen, weil diese gehen einfach nicht mehr. Doch es soll anders kommen: Elmar weiß sofort, was zu tun ist und organisiert einen Fön, mit dem er dann seelenruhig warme Luft in die weißen Schuhe bläst. Es ist auch Zeit für die erste Anekdote: „Ihr müsst wissen, früher war die Friseurin hier heroben meine beste Freundin. Denn nach der ein oder anderen durchzechten Nacht, musste sie meine Skischuhe wieder fit machen.“ Dieser Mann trägt also nicht ohne Grund seine Uniform und nennt sich Pistenbutler, er kümmert sich einfach um alles, egal, was du brauchst und wie trivial dein Anliegen ist.

  • Turracher Höhe
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Skifahren wie die Profis

Wofür ist die winterliche Turracher Höhe bekannt? Naja, die Pisten sind immer schön präpariert, sei es mit oder ohne Kunstschnee. Dann genießt man noch einen wunderbaren Blick über die Nockberge (oder eben eine Nebeldecke, die sie bedeckt) und zusätzlich, als „Zuckerl“ sozusagen, gibt es den Pistenbutler, der einem von der Kunst des Carvens, das man am besten auf der blauen, breiten Piste übt, über Kulinarik-Tipps bis zur Aprés Skibar alles raten und zeigen kann.

Heute ist ein besonderer Tag, denn der Lift drüben wird schon um sieben Uhr aufgesperrt, erzählt Elmar in geheimniskrämerischem Ton. „Der wird nämlich extra in Betrieb genommen, damit die Läufer von den Nationalteams dort trainieren können“, steckt er uns. Welche Läufer genau, das wird nicht verraten. Und tatsächlich, als wir dann später auch über diese Piste gleiten durften, war ein blauer (Trainings-)Streifen zu sehen. Lebensmüde Personen können diesem folgen. Wir tun es nicht.

Mit Butler unterwegs

Elmar kennt jeden Pistenmeter, begrüßt jeden Liftwart wie einen guten Freund und mag die Turracher Höhe auch privat sehr gerne. „Wenn ich selbst Skifahren gehe, dann bin ich nur etwa drei Stunden unterwegs, der Rest des Tages ist fürs Genießen reserviert.“ Was andere Skigebiete anbelangt, kann er lediglich den Katschberg empfehlen, ansonsten ist es immer die Turracher Höhe – da ist er ganz treu. Zu Mittag kehrt er gerne im Goaßstall ein. „Dort gibt es einfach einen hervorragenden Toast und die beste Schnitzelsemmel“, sagt er. Heute geht es allerdings in die K-Alm, wo er ein Bernerwürstel und dazu einen lauwarmen Apfelsaft bestellt und sich gleichzeitig über den Akku seines iPhones ärgert: „Diese Akkus halten der Kälte einfach nicht stand. Es kann oft sein, dass das Handy innerhalb von wenigen Stunden leer ist.“ Und darum hat er so gut wie immer ein Ladekabel dabei, damit er auch immer erreichbar ist.

 Zur Person: Elmar Ebner ist seit 15 Jahren als Skibutler auf der Turracher Höhe unterwegs. Er ist in einem Gasthaus ganz in der Nähe aufgewachsen, das immer nur im Sommer offen hatte, so konnte er im Winter immer viel Zeit auf den Pisten verbringen.

Gut zu Wissen

Auch für Kinder und Pistenflöhe hat sich der Pistenbutler ein spezielles Programm überlegt. Da wird dann gemeinsam im Schnee Iglu gebaut oder der Wald bewandert. Dazu gibt es natürlich ganz viele praktische Infos über die Tier- und Pflanzenwelt. Auch Basteln ist möglich: Zirbensackerl und andere schöne Mitbringsel sind natürlich selbstgemacht am besten.

Das war es auch schon wieder mit einem weiterem Teil der Turrach G´schichtn. Wenn es euch gefallen hat, dann seid gespannt auf die nächste Gschicht rund um die Turracher Höhe.